Allo­heim-Senio­ren­re­si­denz bleibt in der Kri­tik: Heim­auf­sicht spricht Bele­gungs­stopp für Sythe­ner Alten­ein­rich­tung aus

Heim­auf­sicht spricht Bele­gungs­stopp für Sythe­ner Alten­ein­rich­tung aus

Der heu­ti­ge Bericht in der Hal­ter­ner Zei­tung erschrickt uns sehr. Für die Bewoh­ne­rIn­nen wol­len wir hof­fen, dass sich die Situa­ti­on schnell ver­bes­sert. Die Mit­ar­bei­te­rIn­nen haben wegen der Per­so­nal­knapp­heit einen sehr schwe­ren Job. Es sol­len bereits meh­re­re Über­las­tungs­an­zei­gen gestellt wor­den sein.

Allo­heim als Betrei­ber, TSC und Nor­dic capi­tal als Inves­to­ren wol­len Geld ver­die­nen. Die Men­schen sind offen­sicht­lich nicht so wich­tig. Bür­ger­meis­ter Klim­pel, CDU und eini­ge Grü­ne haben dafür gesorgt, dass die­se Heu­schre­cken für einen ange­neh­men Preis das Sythe­ner Filet­stück kau­fen konnten.
Die­se kata­stro­pha­len Zustän­de in der Ein­rich­tung dür­fen nicht län­ger hin­ge­nom­men werden.

Ergän­zend durf­ten heu­te die Mit­glie­der des Sozi­al­aus­schus­ses erfah­ren, dass auch der Bau der bar­rie­re­frei­en Woh­nun­gen noch wei­ter auf sich war­ten lässt. Noch im Juni hieß es, im Som­mer wer­de der Bau­start erfol­gen. Nach Infor­ma­tio­nen von Bür­ger­meis­ter Klim­pel sol­le der Bau­start nun nach den Herbst­fe­ri­en erfol­gen. Aber selbst Klim­pel scheint hier kein gro­ßes Ver­trau­en mehr zu haben: “Ich über­neh­me kei­ne Gewähr” schloss er sei­ne Ant­wort auf die Anfra­ge unse­rer Vor­sit­zen­den Bea­te Pliete.

Hier ist der Bericht der Hal­ter­ner Zei­tung, 20.09.2018, online

Heim­auf­sicht greift beim Allo­heim durch — Bele­gungs­stopp in Sythen
Seniorenresidenz
Nach einer Kri­se schien die Allo­heim Senio­ren­re­si­denz auf dem rich­ti­gen Weg. Jetzt sieht die Lage düs­ter aus. Die Heim­auf­sicht ist eingeschaltet.

von Sil­via Wiethoff
Sythen, 20.09.2018
Mit dem Inte­rims­chef David Thie­le soll­te im Juni alles bes­ser wer­den im Allo­heim Sythen. Jetzt ist der Kri­sen­ma­na­ger schon wie­der weg und das Alten­heim mit dem Namen „Senio­ren­re­si­denz Sythen am See“ steckt ganz tief in der Krise.

Wegen gra­vie­ren­der Män­gel in der Pfle­ge hat der Heim­bei­rat, der die Pfle­ge­ein­rich­tung als Mit­wir­kungs­gre­mi­um über­wacht, die Heim­auf­sicht des Krei­ses Reck­ling­hau­sen ein­ge­schal­tet. Die­se hat die Sythe­ner Ein­rich­tung am Diet­rich-Bon­hoef­fer-Weg am 10. Sep­tem­ber unan­ge­kün­digt besucht und ver­häng­te auf­grund der Ergeb­nis­se der Unter­su­chung einen 14-tägi­gen Bele­gungs­stopp für die „Senio­ren­re­si­denz“. Er dür­fen zur­zeit also kei­ne neu­en Bewoh­ner auf­ge­nom­men werden.

„Es wur­de fest­ge­stellt, dass zu wenig Per­so­nal bezie­hungs­wei­se zu wenig qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal in der Ein­rich­tung beschäf­tigt war. Dies hat­te Män­gel in der Pfle­ge zur Fol­ge“, bestä­tig­te die Pres­se­stel­le der Kreis­ver­wal­tung auf Anfra­ge der Redak­ti­on. Drei Tage nach dem Besuch habe ein Gespräch mit dem Trä­ger und der Pfle­ge­dienst­lei­tung statt­ge­fun­den. Der Trä­ger habe mitt­ler­wei­le sei­ne Kon­se­quen­zen gezo­gen und das Per­so­nal in sei­nem Alten­heim aufgestockt.

Über ein Ber­li­ner Pres­se­bü­ro nahm die Allo­heim Senio­ren­re­si­den­zen GmbH mit Sitz in Düs­sel­dorf am Don­ners­tag mit einem Satz zu den Vor­wür­fen und dem Ein­grei­fen der Heim­auf­sicht Stel­lung: „Zur kurz­fris­ti­gen Beant­wor­tung Ihrer Anfra­ge tei­len wir Ihnen im Auf­trag von Allo­heim mit, dass die Per­so­nal­be­set­zung der Senio­ren-Resi­denz ‚Sythen am See‘ der­zeit den mit den Kos­ten­trä­gern ver­han­del­ten Wer­ten entspricht.“

Gro­ße Sorgen
„Lan­ge haben wir die Ein­rich­tung geschützt. Jetzt war ein Punkt gekom­men, wo das nicht mehr ging“, sag­te der Vor­sit­zen­de des Heim­bei­rats, Jür­gen Koch. Er macht sich gro­ße Sor­gen um die Bewoh­ner der Ein­rich­tung und wirft dem Betrei­ber Allo­heim Intrans­pa­renz vor. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen ein­zel­nen Abtei­lung inner­halb des Hau­ses funk­tio­nie­re nicht.

Auch eine Heim­be­woh­ne­rin, die anonym blei­ben möch­te, erhebt schwe­re Vor­wür­fe gegen die Allo­heim-Lei­tung. Die Ein­ge­wöh­nungs­zeit im Haus sei noch sehr schön gewe­sen. Mit zuneh­men­der Bele­gung des Demenz­be­rei­ches, habe aber in den ande­ren Wohn­be­rei­chen das Per­so­nal gefehlt. Medi­ka­men­te sei­en nicht rich­tig aus­ge­teilt, Toi­let­ten­gän­ge von nicht mobi­len Per­so­nen nicht rich­tig betreut wor­den. So sei es zu men­schen­un­wür­di­gen Situa­tio­nen gekommen.

Beim Pfle­ge­per­so­nal sei eine sehr hohe Fluk­tua­ti­on zu beob­ach­ten gewe­sen. „Man­che blie­ben nur drei Tage“, schil­der­te die Bewoh­ne­rin. Vie­le enga­gier­te Mit­ar­bei­ter hät­ten mitt­ler­wei­le die Segel gestri­chen. Zur­zeit wür­de das Per­so­nal im Haus auf­ge­stockt, indem Allo­heim Mit­ar­bei­ter aus weit ent­fern­ten Ein­rich­tun­gen abzie­he und in Sythen einsetze.

Leih­ar­beit spie­le im Sythe­ner Allo­heim eine gro­ße Rol­le, mach­te Jür­gen Koch dar­über hin­aus deut­lich. Nach sei­nen Infor­ma­tio­nen ver­die­nen die Mit­ar­bei­ter, die direkt beim Arbeit­ge­ber Allo­heim beschäf­tigt sind, weni­ger als die Leih­ar­bei­ter. „Ren­di­te und Alten­hil­fe pas­sen ein­fach nicht zusam­men“, spiel­te er auf den Ver­kauf der Allo­heim­grup­pe an den schwe­di­schen Invest­ment­fonds „Nor­dic Capi­tal“ im Juni ver­gan­ge­nen Jah­res an. Aus sei­ner Sicht geht es im Sythe­ner Allo­heim momen­tan nur dar­um, Gewinn zu machen. Selbst kleins­te Anschaf­fun­gen zum Woh­le der Bewoh­ner sei­en nicht möglich.

Die Nach­barn rund um das Allo­heim haben tat­kräf­tig mit­an­ge­packt, um die Grün­an­la­gen der Ein­rich­tung mit gespen­de­ten Pflan­zen zu ver­schö­nern. „Was wir in die­sem Som­mer nicht selbst gewäs­sert haben, ist ein­fach ein­ge­gan­gen“, ist eine Nach­ba­rin ent­täuscht, die ihren Namen eben­falls nicht öffent­lich lesen möch­te. Sie berich­te­te über Bewoh­ner des Allo­heims, die im kah­len Innen­hof immer wie­der die­sel­be Run­de dre­hen und die­sel­be Klin­ke drü­cken. Als sie dem Heim gemel­det habe, dass sie einen Bewoh­ner nackt am Fens­ter ste­hen sehe, habe man ihr mit­ge­teilt: „Das müs­sen Sie aushalten.“

Wei­ter unter Beobachtung
„Es ist ein­fach trau­rig“, sag­te die Anwoh­ne­rin. Vie­le Nach­barn wür­den es mitt­ler­wei­le bereu­en, dass sich die Poli­tik in Hal­tern für Allo­heim als Trä­ger des Hau­ses ent­schie­den habe. Bekannt­lich erfolg­te die Ent­schei­dung unter gro­ßem zeit­li­chen Druck. Die CDU-Frak­ti­on und eini­ge Rats­mit­glie­der der Grü­nen sorg­ten dafür, dass das Pro­jekt an Allo­heim ver­ge­ben wurde.

Die Heim­auf­sicht kün­dig­te an, dass sie das Alten­heim in Sythen wei­ter beob­ach­ten wer­de. Dazu gehör­ten auch unan­ge­mel­de­te Besu­che. Zur­zeit sei man täg­lich mit dem Haus in Kon­takt. Allo­heim sei mit der aktu­el­len Per­so­nal­auf­sto­ckung „auf dem rich­ti­gen Weg“. „Da muss ich an mich hal­ten“, reagier­te Jür­gen Koch auf die­se Nach­richt. Er wünscht sich, dass die Heim­auf­sicht Kon­takt mit dem Heim­bei­rat aufnimmt.

Die Ver­wal­tung der Stadt erklär­te zu den Vor­gän­gen, es sei bedau­er­lich, dass es in der Sythe­ner Ein­rich­tung wohl der­ar­ti­ge Pro­ble­me gebe. Aber es sei gut, dass die Heim­auf­sicht jetzt ein­ge­grif­fen habe.

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