ZUE: Eil­ent­schei­dung ist nicht die Wie­ge der Integration

Vor einem Jahr, im Sep­tem­ber 2023, hat der Rat der Stadt Hal­tern am See mit Mehr­heit die Errich­tung einer Zen­tra­len
Unter­kunfts­ein­rich­tung in Hal­tern am See beschlos­sen. Die SPD-Frak­ti­on hat die Beschluss­vor­la­ge damals abge­lehnt, nicht weil wir gegen eine Unter­kunfts­ein­rich­tung im Grund­satz waren, son­dern weil wir dem vom Bür­ger­meis­ter gewähl­ten
HAU-RUCK-Ver­fah­ren zur Umset­zung nicht zustim­men konn­ten. Akzep­tanz für eine Ein­rich­tung gewinnt man nur im Dia­log mit der Bevöl­ke­rung. Angeb­lich dräng­te jedoch die Zeit — tat­säch­lich ist dann in den fol­gen­den elf Mona­ten bis heu­te gar nichts bis wenig pas­siert. Dabei sind wir uns ziem­lich sicher, dass dem hie­si­gen Bür­ger­meis­ter das auch nicht gefal­len hat. Der Schwar­ze Peter ist dies­mal eine Grü­ne Josefine.


Im August 2024 nahm das The­ma dann wie­der Fahrt auf: aller­dings dräng­te die schwarz-grü­ne Lan­des­re­gie­rung nun auf Ände­run­gen an den im Sep­tem­ber 2023 getrof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen: Eine ZUE in der Grö­ßen­ord­nung ist bei einer Lauf­zeit von fünf Jah­ren nicht wirt­schaft­lich dar­stell­bar und die 100 Pro­zent Anrech­nung auf die Zuwei­sung ist auch nicht kos­ten­frei für die Stadt Hal­tern zu bekom­men. Das Land deckelt sei­ne Inves­ti­tio­nen bei 12 Mio Euro. Eigen­an­teil für Hal­tern liegt bei
ca. 2,6 Mio Euro. Und das Land zeigt deut­lich, wer Koch und wer Kell­ner in die­sem Spiel ist. Zeigt wer am län­ge­ren Hebel sitzt und lässt die Mus­keln spielen.


Denn wie sieht es in Hal­tern aus? Und wir möch­ten beto­nen, nicht nur in Hal­tern: Die Unter­brin­gungs­mög­lich­kei­ten für Geflüch­te­te sind erschöpft, voll­stän­dig erschöpft: Und zwar in cir­ca drei Wochen (Stand Mit­te Sep­tem­ber 2024). Es blie­be die Mög­lich­keit, Turn­hal­len für die Unter­brin­gung her­zu­rich­ten. Eine dau­er­haf­te Lösung ist das nicht. Weder für die Geflüch­te­ten, noch für die Hal­ter­ne­rin­nen und Hal­ter­ner. Wir sind eine sport­be­geis­ter­te Stadt, das ist eben­so in den Blick zu neh­men. Zudem sind Kin­der­gar­ten- und Schul­plät­ze auch nur noch gering­fü­gig vor­han­den. Geflüch­te­te, die der Stadt aus dem übli­chen Kon­tin­gent zuge­wie­sen wer­den, haben Anspruch auf Kin­der­gar­ten- und/ oder Schul­platz. Geflüch­te­te, die in einer ZUE unter­ge­bracht sind, haben auf Grund ihres Sta­tus die­sen Anspruch
nicht.


Unse­re Stadt­kas­se ist nun auch nicht auf Rosen gebet­tet, die Pro­gno­se des Käm­me­rers für den Haus­halt 2025 ist eher dus­ter. Das bedeu­tet, wir haben nicht die nöti­gen finan­zi­el­len Res­sour­cen, um wei­te­re Aus­weich­quar­tie­re, wie zum Bei­spiel am Hell­weg oder an der Anna­berg­stra­ße, zu errich­ten. Seit Jah­ren rich­ten wir als Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­rIn­nen Appel­le an das Land NRW, uns mit einer Alt­schul­den­lö­sung zu hel­fen. Lei­der Fehl­an­zei­ge. Wir schie­ben seit Jahr(zehnten) ein struk­tu­rel­les
Defi­zit vor uns her, immer mehr Auf­ga­ben wer­den den Städ­ten von Land und Bund über­tra­gen ohne aus­rei­chen­de Gegenfinanzierung.


All die­se Nöte kennt die schwarz-grü­ne Lan­des­re­gie­rung und bie­tet uns einen Koope­ra­ti­ons­ver­trag an, zu dem sich bereits alle Frak­tio­nen die­ses Stadt­ra­tes kri­tisch öffent­lich geäu­ßert haben. Die­se Lan­des­re­gie­rung nötigt uns hier vor Ort in Hal­tern am See zu einem Ver­trag. Wir kön­nen gar nicht anders, weil wir eben auch den Geflüch­te­ten, den Men­schen, die aus Not zu uns kom­men, ein Obdach geben wol­len. Wir wis­sen, eine ZUE ist eine ZUE. Wir müs­sen uns ehr­lich machen, eine ZUE ist nicht die Wie­ge der Inte­gra­ti­on, im Gegen­teil. Aber es ist eine Unter­kunft, eine fes­te Behau­sung. Und wir sind froh und dank­bar, dass wir so tol­les ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment in unse­rer Stadt haben. Asyl­kreis und wei­te­re Orga­ni­sa­tio­nen, die zuge­sagt haben,
bei inte­gra­ti­ven Leis­tun­gen zu hel­fen. Unser gro­ßer Respekt gilt all jenen, die sich hier enga­gie­ren.
Dan­ke schön.


Die Men­schen im Umfeld des Lipp­spie­kers müs­sen mit­ge­nom­men wer­den, im Bei­rat und bei der Lösung von Sicher­heits­aspek­ten. Die­ser Aus­schuss wird sich auf Antrag der SPD-Frak­ti­on mit der Ein­rich­tung eines Kom­mu­na­len Ord­nungs­diens­tes beschäf­ti­gen. Wir wer­den die­ser Eil­ent­schei­dung zustim­men. Weil wir Men­schen mensch­lich unter­brin­gen
müs­sen. Dabei rich­ten wir unse­re ener­gi­sche Kri­tik an die Lan­des­re­gie­rung und appel­lie­ren an den Minis­ter­prä­si­den­ten Hen­drik Wüst und die zustän­di­ge Minis­te­rin Jose­fi­ne Paul: Neh­men Sie die Städ­te ernst, wenn sie nicht wol­len, dass hier alles den Bach run­ter­geht. Set­zen Sie auf Koope­ra­ti­on und nicht auf Dik­tat von oben. Wir hier wol­len alle, dass unse­re Demo­kra­tie so leben­dig bleibt. Hören Sie auf, Sarg­nä­gel in die Basis der Demo­kra­tie, unse­re Städ­te, zu schlagen!

ZUE-Baustelle am Lippspieker Haltern am See
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