Rats­mit­glied Arno Hues­mann: Sehend in die Kata­stro­phe — warum?

Arno-Huesmann-2014-neuAls das Bau­ge­biet „Elterbreisch­lag“ in Sythen in den 90er- Jah­ren geplant wur­de, hat die SPD den Antrag gestellt, dort Platz für ein Alten­heim zu reser­vie­ren, um die Nah­ver­sor­gung im größ­ten Stadt­teil von Hal­tern zu gewähr­leis­ten. Es hat dann bis zum Jahr 2012 gedau­ert, bis die ers­te Ver­ga­be erfolg­te. Damals haben sich Allo­heim /Rotthäuser und die Reeh­se – Grup­pe um die Umset­zung bewor­ben. Die Besich­ti­gung eines Allo­heims in Hes­sen fand eine grü­ne Rats­frau ganz schreck­lich. Trotz inten­si­ven Wer­bens von Herrn Ernst (CDU) für den Ent­wurf Allo­heim  hat sich letzt­end­lich eine Mehr­heit- auch CDU – Rats­mit­glie­der- wegen des bes­se­ren pfle­ge­ri­schen Kon­zepts für die Reeh­se –Grup­pe ent­schie­den. Die­se hat­te bis 2014 Zeit, ihren Plan umzu­set­zen, was aus wirt­schaft­li­chen Pro­ble­men des Unter­neh­mens aber nicht erfolgte.

So muss­te 2014 die Ver­ga­be erneut erfol­gen. Die Ver­wal­tung hat dabei vehe­ment auf eine schnel­le Ver­ga­be gedrängt. Nun lagen der Ent­wurf von Allo­heim / Rotthä­u­ser und von Eskens zur Abstim­mung. Eskens hat­te zu die­sem Zeit­punkt bereits ein Alten­heim in Lipp­rams­dorf in Betrieb. PUG aus Hal­tern am See als Inter­es­sent sah sich nicht in der Lage, in der Kür­ze der Zeit einen Ent­wurf zu präsentieren.

Der Ent­wurf Allo­heim wur­de durch das Archi­tek­tur­bü­ro Rotthä­u­ser ent­wi­ckelt und vor­ge­stellt. In der Bera­tung war schon klar, dass die­ser vor­lie­gen­de Ent­wurf nicht umge­setzt wer­den kann: es gab Dop­pel­zim­mer und innen­lie­gen­de Zim­mer, die auf Grund der gesetz­li­chen Vor­ga­ben nicht geneh­mi­gungs­fä­hig waren. Die vom ande­ren Anbie­ter Eskens vor­ge­leg­ten Plä­ne hat­ten die­sen Man­gel nicht. Herr Ernst hat sich aber wei­ter­hin für die Allo­heim­plä­ne stark gemacht. Die Fir­ma Ernst hat mit dem Büro Rotthä­u­ser ande­re Alten­hei­me gebaut bzw. umge­baut wie z.B. in Gladbeck.

Aus die­sem Grun­de haben wir damals den Antrag im Rat gestellt, die Her­ren Man­fred und Mar­kus Ernst soll­ten sich nicht an der Abstim­mung betei­li­gen. Die­ses wur­de unter gro­ßer Empö­rung aus der CDU und von Bünd­nis 90/ Die Grü­nen abge­lehnt. Unse­rer Bewer­tung, dass unter allen Umstän­den der Ein­druck der Vor­teils­nah­me ver­mie­den wer­den soll­te, konn­te sich die Mehr­heit des Rates nicht anschließen.

Die Ent­schei­dung fiel denk­bar knapp aus. Mit 22 Stim­men zu 20 Stim­men votier­te der Rat für Allo­heim. Die­se Stim­men kamen aus der CDU – Frak­ti­on und einem Teil von Bünd­nis 90/ Die Grü­nen. Eini­ge grü­ne Rats­kol­le­gen haben sich nach per­sön­li­chen Erklä­run­gen der Stim­me enthalten.

Neben der Errich­tung des Alten­hei­mes war der Bau von 5 Wohn­häu­sern mit je 7 bar­rie­re­frei­en Woh­nun­gen immer Teil der Pla­nung. Die­se Woh­nun­gen soll­ten sowohl zur Ver­mie­tung im unte­ren Preis­seg­ment als auch zum Ver­kauf vor­ge­hal­ten wer­den. Die SPD-Frak­ti­on bat um Prü­fung der öffent­li­chen Wohn­bau­för­de­rung und der Bele­gung der Woh­nun­gen mit Wohnberechtigungsscheinberechtigten.

In der Fol­ge ist der Bau­be­ginn von Allo­heim  immer wie­der her­aus­ge­scho­ben wor­den. Im Lau­fe des Ver­fah­rens ist die Pro­jek­tie­rung vom Büro Rotthä­u­ser auf ein Pla­nungs­bü­ro in Rosen­heim über­tra­gen wor­den. Ent­ge­gen der  Beschluss­fas­sung des Rates ist das Gebäu­de neu kon­zi­piert wor­den. Aus einem Vier­eck wur­de eine U – Form. Dabei war es einer befür­wor­ten­den grü­nen Rats­da­me so wich­tig, dass die demen­ten Bewoh­ner ihren Bewe­gungs­drang durch einen Rund­lauf aus­le­ben kön­nen. Nach lan­gen Ver­zö­ge­run­gen gab es dann im Som­mer 2017 die Eröff­nung des Alten­heims. Gleich­zei­tig soll­ten die alten­ge­rech­ten Woh­nun­gen im Umfeld fer­tig sein. Davon ist bis heu­te nichts zu sehen.

Kei­ner der Ent­schei­dungs­trä­ger kann behaup­ten, nicht gewusst zu haben, dass Allo­heim ein Groß­an­bie­ter im Bereich Alten­hei­me ist und von Finanz­in­ves­to­ren bestimmt wird. Unse­rer Argu­men­ta­ti­on, einen orts­na­hen Anbie­ter, auf den man Zugriff hat und der ein umsetz­ba­res Kon­zept vor­ge­legt hat,  zu neh­men, wur­de mehr­heit­lich in den Wind geschla­gen.  Die Fra­ge bleibt, mit wel­cher Motivation?

Nun erfah­ren wir aus der Zei­tung – nicht vom Bür­ger­meis­ter -, dass die gan­ze Grup­pe Allo­heim an einen mil­li­ar­den­schwe­ren Inves­tor aus Schwe­den ver­kauft wor­den ist. Dabei soll die Hal­ter­ner Ein­rich­tung bereits im Som­mer an eine wei­te­re Inves­to­ren­grup­pe ver­kauft wor­den sein. Es ist kaum vor­zu­stel­len, dass sich die­ser um das Wohl alter Men­schen in Sythen küm­mert, sein Ziel ist die Pro­fit­ma­xi­mie­rung für sei­ne Anle­ger, denen er ver­pflich­tet ist. Nun kön­nen wir nur noch hof­fen, dass die geplan­ten Alten­woh­nun­gen noch umge­setzt wer­den, einen wirk­li­chen Hebel wer­den wir wohl nicht mehr haben.

In die­sem Ent­schei­dungs­pro­zess wäre die Maxi­me „Hal­tern zuerst“ (Eskens) wohl sinn­vol­ler gewe­sen als sich in Gefah­ren zu bege­ben (Allo­heim), die dubio­sen Finanz­in­ves­to­ren nut­zen. Poli­tik für Men­schen in Hal­tern am See sieht anders aus.

Die Befür­wor­ter des Pro­jek­tes Allo­heim hül­len sich in Schwei­gen. Außer all­ge­mei­nen Aus­sa­gen wie „alles nicht so schlimm“ ist nichts zu vernehmen.

Bleibt zu hof­fen, dass die Mit­ar­bei­ter des Alten­heims in der Lage sein wer­den, ihre enga­gier­te Arbeit zum Woh­le der alten Men­schen auf­recht zu erhalten.

Arno Hues­mann

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