Nie wieder ist jetzt
Haltern am See. Etwa 35 Menschen kamen am 9. November auf dem Jüdischen Friedhof in zusammen, um der Opfer der Pogromnacht von 1938 zu gedenken.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von den stellvertretenden Vorsitzenden Oliver Gerdes und Miriam Breuckmann. “Die Erinnerungsveranstaltung ist seit mehr als 30 Jahren eine fester Termin in unserem Kalender, denn wir dürfen nicht vergessen”, so Gerdes, “ich zitiere Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin:
„Wir dürfen niemals vergessen, doch erinnern allein reicht nicht.”
Im Anschluss erinnerte Ratsfrau Heike Joswig eindringlich an die Ereignisse der Pogromnacht und bezeichnete den 9. November 1938 als „den Tag, an dem der Hass offen auf die Straße getragen wurde”.
Sie machte deutlich, dass die Gewalt jener Nacht kein spontaner Ausbruch war, „sondern geplant, organisiert und gelenkt – ein gezielter Angriff auf die Menschlichkeit.“ In ihrer Rede zeichnete sie das Schicksal der jüdischen Familie Lebenstein aus Haltern nach und betonte, dass das Unrecht nicht fern geschah, sondern mitten im Alltag.
Sie mahnte, Zivilcourage im Alltag zu leben: „Unsere Demokratie ist stark, aber sie ist nicht selbstverständlich. Gedenken bedeutet, die Vergangenheit im Gedächtnis zu tragen, um die Zukunft menschlich zu gestalten.“ Mit deutlichen Worten warnte sie vor Gleichgültigkeit: „Hass zerstört, Schweigen macht mitschuldig, und Menschlichkeit beginnt dort, wo wir uns nicht abwenden – wo wir Menschen zuhören und Mitgefühl zeigen.“
Zum Abschluss ihrer Rede richtete Joswig einen eindringlichen Appell an die Anwesenden: „Euer Hiersein zeigt: Haltern am See vergisst nicht. Haltern am See steht auf – für Menschlichkeit, für Respekt, für das Leben. Nie wieder ist jetzt. Nie wieder ist hier.“
Sandy Meinhardt (SPD-Landtagsabgeordnete) warnte davor, dass sich Geschichte in gefährlicher Weise wiederholen könnte:
„Heute, 87 Jahre später, erleben wir wieder eine Politik, die von ‚wir gegen die‘ spricht. Es wird nicht nur in unseren Parlamenten wieder Hass, Hetze und Intoleranz verbreitet.“ Sie rief dazu auf, sich dem entschieden entgegenzustellen.
Zum Abschluss der Veranstaltung legten die Anwesenden Steine auf die Marmorstele — ein stilles Zeichen des Gedenkens und der Verbundenheit.
Text: Stefanie Wesselny




